In welchem Umfang sind Frauen* und Männer* erwerbstätig?

Frauen* sind heutzutage besser ausgebildet, arbeiten mehr und haben deutlich mehr Einkommen zur Verfügung als noch vor 30 Jahren. Dennoch sind sie häufiger überqualifiziert und hinken weiterhin der Einkommensentwicklung von Männern* hinterher.

Ca. 72 Prozent aller erwerbsfähigen Frauen* waren 2018 erwerbstätig. Von diesen gehen jedoch über 46 Prozent einer Teilzeitbeschäftigung nach. Betrachtet man daher die Beschäftigungsquote genauer und zieht dafür die Umrechnung in Vollzeitäquivalente (VZÄ) heran, beläuft sich die Beschäftigungsquote von Frauen* gerade einmal auf knapp über 50 Prozent. Männer* sind zu ca. 80 Prozent erwerbstätig in Deutschland und zwar überwiegend in Vollzeit. Nur ca. 11 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit [1]. Der überwiegende Teil der teilzeitarbeitenden Frauen gab als Hauptgrund die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen (31 Prozent) beziehungsweise andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen (17 Prozent) an [2].

Auch zwischen den Arbeitszeiten von Frauen* und Männern* bestehen nach wie vor große Unterschiede: Frauen* waren 2017 dabei im Schnitt 30,5 Stunden erwerbstätig, Männer* 38,7 Stunden. Während die Gruppe der verkürzt arbeitenden Frauen* immer weiter zugenommen hat, haben Männer* häufiger lange Arbeitszeiten über die normale Vollzeit hinaus. Die durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen* sind pro Woche aktuell 8,2 Stunden kürzer als die von Männern* (Gender Time Gap) [1].

Nach neuen Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung waren außerdem deutschlandweit im Jahr 2016 39,6 Prozent aller Arbeitsverhältnisse Minijobs, Teilzeitstellen oder Leiharbeitsstellen. Diese so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnisse, die vom traditionellen Muster des so genannten „Normalarbeitsverhältnisses“ abweichen (Vollzeit, unbefristet, sozialversichert), haben sich seit Beginn der 90er Jahre verdoppelt. Dies betrifft insbesondere Frauen*, da die Ausübung von Minijobs und Teilzeitbeschäftigungen vor allem durch Frauen* stattfindet [3].

In den neuen Bundesländern sind erheblich mehr Frauen* beschäftigt als in den alten Bundesländern. Zwischen einzelnen Kreisen und Städten liegen sogar bis zu 27 Prozent Differenz. Während im Osten die Frauenbeschäftigungsquote 2012 bei 57,9 Prozent lag, kam der Westen auf 50,9 Prozent. Spitzenreiter unter den Bundesländern ist Sachsen (58,5 %), gefolgt von Brandenburg (58,0 %) und Thüringen (58,0 %) [4].

Ein oft vernachlässigtes Thema ist das der Familienernährerinnen, also Haushalte, in denen Frauen* den größten Teil des Haushaltseinkommens erwirtschaften. Jeder zehnte (Erwerbs)Paarhaushalt in
Deutschland hat eine weibliche Haupteinkommensbezieherin. Häufig geht dies einher mit Arbeitslosigkeit oder atypischer Beschäftigung des Mannes in heterosexuellen Beziehungen. Familienernährerinnen-Haushalte sind überdurchschnittlich häufig arm oder leben armutsnah. Meist handelt es sich somit offenbar nicht um eine bewusst gewählte Strategie eines Paares. Familienernährerinnen haben häufiger egalitäre Einstellungen, eine hohe Bildung und hohe berufliche Stellung und arbeiten überdurchschnittlich oft in Vollzeit [5].

Wie sieht es bei Selbstständigen aus?

Frauen* sind in Deutschland immer noch seltener selbstständig als Männer*: Der Frauenanteil an allen Selbstständigen liegt bei ca. einem Drittel (34 Prozent). Zwischen 1991 und 2017 hat sich die Zahl der Selbstständigen in Deutschland stark erhöht – von 2,9 Millionen auf 3,7 Millionen, vor allem die Anzahl der selbstständigen Frauen*, während die Anzahl der selbstständigen Männer* lediglich um etwa ein Achtel angestiegen ist. Als Folge dieser Veränderungen ist der Frauenanteil an allen Selbstständigen um gut 8 Prozentpunkte angestiegen.

Selbstständigkeit von Frauen* ist aber vor allem Solo-Selbstständigkeit. Der Frauenanteil an den Solo-Selbstständigen liegt mit 41 Prozent deutlich höher als der Frauenanteil an allen Selbstständigen. Bei den Selbstständigen mit Beschäftigten haben Frauen* nur einen Anteil von 26 Prozent und sind damit im Vergleich zu Männern* deutlich unterrepräsentiert [1].

Wie steht es um die Erwerbstätigenquote von Müttern* und Vätern*?

Eine Erhebung zur Müttererwerbstätigkeit des Bundesfamilienministeriums zeigt auf, dass inzwischen immer mehr Mütter* mehr Wochenstunden arbeiten und nach der Geburt eines Kindes immer früher wieder in den Beruf zurückkehren. Die Erwerbsunterbrechung von Müttern* mit Kindern, die zwischen 2008 und 2010 geboren wurden, dauerte im Schnitt 19 Monate. Davon arbeiten ab dem 1. Lebensjahr 41 Prozent der Mütter* und ab dem 2. Lebensjahr schon 54 Prozent der Mütter* wieder [5]. In Paarhaushalten mit Kindern arbeiten 95 Prozent der Väter Vollzeit, aber nicht einmal ein Drittel der Mütter (28 Prozent) [7].

60 Prozent der Elternpaare von Kindern zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr wünschen sich eine gleiche Beteiligung an der Erwerbs-und Familienarbeit. Aber nur wenigen gelingt es, dieses Modell auch wirklich zu leben. Während die meisten Väter* Vollzeit arbeiten, sind die meisten Mütter* Teilzeit beschäftigt – mit einem Arbeitsvolumen von durchschnittlich 17 Stunden [6].

Der Zeitaufwand für Arbeit unterscheidet sich auch deutlich zwischen Haushalten mit und ohne Kind. Eltern zwischen 18 und 64 Jahren in Alleinerziehenden- und Paarhaushalten arbeiteten im Durchschnitt gut 58 Stunden je Woche. Das waren über 9,5 Stunden mehr als bei Paaren ohne Kind und Alleinlebenden derselben Altersgruppe (48,5 Stunden). Die Differenz ergibt sich vorrangig durch 10,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit, die etwa bei der Kinderbetreuung oder der Haushaltsführung anfällt. Mütter* verbrachten je Woche durchschnittlich 7 Stunden weniger mit Erwerbsarbeit und 15 Stunden mehr mit unbezahlter Arbeit als Frauen*, die allein oder in einer Partnerschaft ohne Kind lebten. Väter* hingegen leisteten sowohl mehr bezahlte Arbeit (+ 7 Stunden) als auch mehr unbezahlte Arbeit (+ 4 Stunden) als Männer* ohne Kind. Insgesamt wandten Väter* gut 2 Stunden mehr Zeit für Arbeit auf als Mütter* [8].