Was bedeutet Sexismus?
Sexismus bezeichnet die Stereotypisierung, Benachteiligung, Diskriminierung und/oder Unterdrückung von Menschen aufgrund des Geschlechts – in Analogie zum Rassismus, bei dem Menschen aufgrund rassistischer Zuschreibungen diskriminiert werden. Ähnlich wie Rassismus geht Sexismus davon aus, dass ein Geschlecht dem anderen unterlegen ist und diese Unterlegenheit in biologischen und physischen Eigenschaften begründet ist.
Es wird in diesem Sinne die Auffassung geteilt, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nämlich das ‚männliche‘ und das ‚weibliche‘, die an ihren Geschlechtsmerkmalen erkennbar sind und sich in ihrer sexuellen Orientierung aufeinander beziehen. Die bipolare Konstruktion zweier einander entgegengesetzter biologischer Geschlechter ist die Voraussetzung für die Zuweisung von entsprechenden Merkmalen, Eigenschaften oder Rollen. Eine solche Kategorisierung kann dann die systematische Unterdrückung und Benachteiligung der einen und folglich die Überlegenheit der anderen Geschlechtskategorie ermöglichen [1].
Wie hat sich der Begriff und das Konzept entwickelt?
Der Begriff wurde in den 60er Jahren von der US-amerikanischen Frauenbewegung entwickelt, um die Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen* aufgrund ihres Geschlechts zu benennen. Allgemein bezeichnete Sexismus damit lange Zeit die systematischen individuellen und kollektiven Benachteiligungen von Frauen* auf Grund ihres Geschlechts [1]. Die Ursache liegt darin begründet, dass lange Zeit ausschließlich Frauen* als Wesen mit einem Geschlecht wahrgenommen wurden, da dieses von der gesellschaftlichen Norm „Mann“ abweicht. Sexismus bezieht sich jedoch nach heutigem Verständnis auf alle Menschen (Frauen*, Männer*, Inter*- und Trans*Menschen), die auf Grund ihres Geschlechts stereotypisiert oder diskriminiert werden können.
Während traditionelle Ausformungen von Sexismus Bezug auf Geschlechterstereotype und Geschlechterrollen nehmen und sich auf eine allgemeine Unterlegenheit der Frau* berufen, liegt der Fokus neuerer Sexismen auf der Leugnung der Diskriminierung von Frauen*. Der sogenannte „Neosexismus“ geht davon aus, dass Männer* und Frauen* in der Gesellschaft gleich behandelt werden [1].
Wie äußert sich Sexismus?
Sexismus ist nicht auf offensichtliche Diskriminierung zu reduzieren, sondern ist oft latent und unterschwellig in der gesellschaftlichen Struktur verankert. D.h. alltägliche Handlungen können sexistischen Charakter haben, auch wenn sie uns tagtäglich begegnen – wie z.B. das Hinterherrufen von anzüglichen Sprüchen, der vermeintlich beiläufigen Berührung einer fremden Person in unpassenden Kontexten oder der Vorstellung arbeitende Mütter seien „Rabenmütter“. So liegt Sexismus bereits dann vor, wenn Menschen von anderen Personen erwarten, bestimmte Geschlechternormen zu verkörpern.
Sexistisch bedeutet dabei, dass Menschen nur auf Grund ihres (von anderen) wahrgenommenen Geschlechts entsprechend behandelt werden, ohne auf die individuellen und subjektiven Bedürfnisse, Identitätsvorstellungen und Gegebenheiten einzugehen. Das kann auch bedeuten, dass es kein Einvernehmen hinsichtlich der Wahrnehmung und der Bewertung von Handlungen, Rollen- oder Identitätszuweisungen zwischen den beteiligten Personen gibt.
Sexismus verläuft oft unbewusst in alltäglichen Handlungen. Auf diese Weise wird Sexismus sowohl von Täter*innen als auch von Opfern von Sexismus durch entsprechende Denkprozesse, Äußerungen und Handlungen ständig aufrechterhalten.
Dabei bedeutet Sexismus nicht unbedingt eine Abwertung von Personen aufgrund ihres Geschlechts, sondern oftmals auch eine Aufwertung durch die Zuschreibung positiver Attribute, die als typisch ‚weiblich‘ oder typisch ‚männlich‘ klassifiziert werden. In der Sozialpsychologie wird auch von ‚feindlichem‘ und ‚wohlwollendem‘ Sexismus gesprochen. Das bedeutet, dass die Aussage „Frauen sind nicht so dominant und kompetent wie Männer“ genauso sexistisch ist, wie der Ausspruch „Frauen sind feinfühliger und verständnisvoller als Männer“.