Was meint Doing Gender?
Unter dem Begriff Doing Gender ist ein Analyseansatz zu verstehen, der innerhalb der Gender Studies herausgearbeitet wurde. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Geschlechtsunterschiede nicht natürlich sind, sondern tagtäglich von allen Menschen hergestellt werden – indem Geschlecht, bzw. Männlichkeit oder Weiblichkeit, jeden Tag aufs Neue inszeniert und durch verschiedene Handlungen zum Ausdruck gebracht wird.
Das bedeutet, dass eine Person sich als ‚Frau‘ oder ‚Mann‘ begreift und dies tagtäglich durch ihre Handlungen und Verhaltensweisen zum Ausdruck bringt, z.B. durch das Tragen hochhackiger oder flacher Schuhe, durch das Nutzen bestimmter Kosmetika oder Make-up, durch bestimmte Verhaltensweisen, die für ‚Frauen‘ oder ‚Männer‘ angemessen erscheinen, durch Körpersprache wie bspw. breitbeiniges Sitzen oder Sitzen mit geschlossenen Beinen, etc. Diese Handlungen sind nicht in der Biologie begründet, sondern werden im Rahmen der Sozialisation erlernt.
Das Doing Gender geschieht im Prozess zwischen Selbstpräsentation sowie Wahrnehmung und Erwartungshaltung der anderen. Das heißt „Geschlecht“ wird verstanden als hergestellt in Interaktionen zwischen Menschen.
Der Begriff geht zurück auf Candace West und Don H. Zimmermann, die in Anlehnung an Arbeiten von Harold Garfinkel und Erving Goffman über Transsexualität und das dritte Geschlecht den Vorgang der Herstellung von Geschlecht als Doing Gender bezeichneten. Dabei seien zwei Aspekte entscheidend: Zum einen, dass Doing Gender unvermeidbar ist und zum anderen, dass diese Praktiken zur Herstellung von Geschlecht in der Regel nicht sichtbar sind.