Was meinen Heterosexismus bzw. Homophobie?
Heterosexismus bezeichnet die Abwertung von Formen nicht-heterosexuellen Begehrens wie Homosexualität oder Bisexualität. Das heterosexuelle Paar gilt als „normal“, allen anderen Beziehungsformen wird feindselig begegnet.
In der öffentlichen Debatte wird meist von Homophobie gesprochen. Gemeint ist die Ablehnung von homosexuellen (aber auch Trans* und queeren) Menschen. Je nach Ausprägung reicht sie von Vorurteilen und einer klischeehaften Einstellung über die Befürwortung von Diskriminierung bis hin zur Bereitschaft zu psychischer und körperlicher Gewalt.
Der Begriff wurde 1972 von dem amerikanischen Psychotherapeuten George Weinberg eingeführt. Er bezeichnete damit eine irrationale Angst oder Abneigung gegenüber homosexuellen Menschen (homo- (gleich) + phobos (Angst). Gemeint war ursprünglich ein psychologisches Problem auf der Seite derjenigen, die Homosexuelle ablehnen.
Der Begriff „Homophobie“ wird inzwischen jedoch kritisch betrachtet: „Phobie“ legt nahe, dass es sich um eine klinische Angststörung handelt. Dadurch wird Diskriminierung als individuelles, psychisches Problem gerahmt und nicht als gesellschaftliches Machtverhältnis erkannt. Kritiker*innen argumentieren, dass der Begriff jene strukturelle Dimension von Homofeindlichkeit verdecke: Homofeindlichkeit bezeichnet in diesem Sinn nicht bloß eine persönliche Abneigung gegen homosexuelle Menschen, sondern die gesellschaftliche Ordnung, die Heterosexualität als „natürlich“, „normal“ und „überlegen“ definiert – und alles, was davon abweicht, abwertet oder sanktioniert. Es ist kein persönliches Unvermögen oder Schwäche, sondern eine bewusste Entscheidung bzw. eine Form von Hass und Gewalt.
Der Begriff Homophobie war historisch wichtig, um Diskriminierung gegen Homosexuelle sichtbar zu machen, heute bevorzugen viele Akteur*innen jedoch andere Begrifflichkeiten, die präziser sind.
So betont Homo- bzw. Queerfeindlichkeit die ausgehende Feindschaft, statt eine Angst. Heteronormative Diskriminierung (→ Heteronormativität) beschreibt das gesellschaftliche System, dass Heterosexualität als Norm festsetzt. Heterosexismus unterstreicht institutionalisierte Diskriminierung und Machtverhältnisse; nicht individuelle Einstellungen.
