In welchem Umfang sind Frauen* und Männer* erwerbstätig?

Frauen* sind heutzutage besser ausgebildet, arbeiten mehr und haben deutlich mehr Einkommen zur Verfügung als noch vor 30 Jahren. Dennoch sind sie häufiger überqualifiziert und hinken weiterhin der Einkommensentwicklung von Männern* hinterher.

Ca. 77 Prozent aller erwerbsfähigen Frauen* waren 2023 erwerbstätig. Das sind 5 Prozent mehr als noch 2018. Von diesen geht jedoch die Hälfte einer Teilzeitbeschäftigung nach. Betrachtet man die Beschäftigungsquote genauer und zieht dafür die Umrechnung in Vollzeitäquivalente (VZÄ) heran, beläuft sich die Beschäftigungsquote von Frauen* gerade einmal auf knapp über 50 Prozent.

Männer* sind zu ca. 85 Prozent erwerbstätig in Deutschland und zwar überwiegend in Vollzeit. Nur 13 Prozent der Männer* arbeiten in Teilzeit. Während 2023 67 Prozent aller Mütter* mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren einer Teilzeitbeschäftigung nachgingen, traf dies nur auf 9 Prozent aller Väter* zu. Für knapp ein Viertel der Männer* war eine Aus- oder Fortbildung beziehungsweise ein Studium ursächlich für die Teilzeitbeschäftigung. Bei Frauen* traf dies nur auf 8 Prozent zu. Sowohl bei Frauen* als auch bei Männern* hat die Teilzeitbeschäftigung seit dem Jahr 2013 leicht zugenommen [1].

Auch zwischen den Arbeitszeiten von Frauen* und Männern* bestehen nach wie vor große Unterschiede: Frauen* waren 2022 dabei im Schnitt 30,7 Stunden erwerbstätig, Männer* 38,2 Stunden. Dieser Wert hat sich bei den Frauen* seit 2008 quasi nicht verändert, bei den Männern* ist er leicht zurückgegangen [2].

Nach Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung waren außerdem 2022 deutschlandweit ca. 21 Prozent aller Arbeitsverhältnisse Minijobs, Teilzeitstellen oder Leiharbeitsstellen. Dies betrifft insbesondere Frauen*, da die Ausübung von Minijobs und Teilzeitbeschäftigungen vor allem durch Frauen* stattfindet [3].

Ein oft vernachlässigtes Thema ist das der Familienernährerinnen, also Haushalte, in denen Frauen* den größten Teil des Haushaltseinkommens erwirtschaften. Jeder zehnte (Erwerbs)Paarhaushalt in Deutschland hat eine weibliche Haupteinkommensbezieherin. Häufig geht dies einher mit Arbeitslosigkeit oder atypischer Beschäftigung des Mannes* in heterosexuellen Beziehungen. Familienernährerinnen-Haushalte sind überdurchschnittlich häufig arm oder leben armutsnah. Meist handelt es sich somit offenbar nicht um eine bewusst gewählte Strategie eines Paares. Familienernährerinnen haben häufiger egalitäre Einstellungen, eine hohe Bildung und hohe berufliche Stellung und arbeiten überdurchschnittlich oft in Vollzeit [4].

Wie sieht es bei Selbstständigen aus?

Frauen* sind in Deutschland immer noch seltener selbstständig als Männer*: Der Frauenanteil an allen Selbstständigen lag 2021 bei ca. einem Drittel (33 Prozent). Der Gründungsmonitor 2023 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verzeichnete für das Jahr 2022 mit 37 Prozent außerdem eine hohe Anzahl von Unternehmensgründungen durch Frauen* [5].

Selbstständigkeit von Frauen* ist aber vor allem Solo-Selbstständigkeit. Der Frauenanteil an den Solo-Selbstständigen liegt mit 41 Prozent deutlich höher als der Frauenanteil an allen Selbstständigen. Bei den Selbstständigen mit Beschäftigten haben Frauen* nur einen Anteil von 26 Prozent und sind damit im Vergleich zu Männern* deutlich unterrepräsentiert [6].

Wie steht es um die Erwerbstätigenquote von Müttern* und Vätern*?

Der Zeitaufwand für (bezahlte und unbezahlte) Arbeit unterscheidet sich deutlich zwischen Haushalten mit und ohne Kind. Eltern in Alleinerziehenden- und Paarhaushalten arbeiteten im Durchschnitt gut 58 Stunden je Woche. Das waren ca. 11 Stunden mehr als bei Paaren ohne Kind und Alleinlebenden derselben Altersgruppe. Die Differenz ergibt sich vorrangig durch mehr unbezahlte Arbeit, die etwa bei der Kinderbetreuung oder der Haushaltsführung anfällt.

Gefragt nach ihrem Zeitempfinden schätzt jede vierte erwerbstätige Mutter* die für Erwerbsarbeit zur Verfügung stehende Zeit als zu knapp bemessen ein. Zugleich findet jeder vierte erwerbstätige Vater*, dass er zu viel Zeit mit Erwerbsarbeit verbringt. D.h. eine von vier erwerbstätigen Müttern* würde gerne mehr Zeit für Beruf und Karriere haben, einer von vier erwerbstätigen Vätern* würde demgegenüber gerne weniger erwerbstätig sein. Demgegenüber sagen nur ca. 15 Prozent der Mütter*, dass ihre Erwerbstätigkeit zu viel Zeit beansprucht, und nur ca. 17 Prozent der erwerbstätigen Väter* findet, dass ihm zu wenig Zeit für Erwerbstätigkeit zur Verfügung steht [7]. 60 Prozent der Elternpaare von Kindern zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr wünschen sich dabei eine gleiche Beteiligung an der Erwerbs-und Familienarbeit. Aber nur wenigen gelingt es, dieses Modell auch wirklich zu leben.

Wie sieht die Situation der Erwerbsarbeit bei Frauen* mit Fluchtgeschichte aus?

Frauen* mit Fluchthintergrund haben es schwer auf dem Weg in den Arbeitsmarkt, fassen dort aber immer besser Fuß. Ihre Erwerbsbeteiligung steigt langsam, liegt aber weiter auf einem niedrigen Niveau, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervorgeht. Gaben 2017 fünf Prozent der befragten erwerbsfähigen Frauen* an, einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen, waren es 2020 bereits 13 Prozent.

Die in der Studie befragten Frauen* mit Fluchthintergrund hatten dabei oftmals einen geringen formalen Bildungsabschluss sowie keine oder nur geringe Berufserfahrung. Geflüchtete Männer* verfügen zumeist über ein höheres formales Bildungsniveau und mehr berufliche Praxis. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Sprachkenntnissen. Geflüchtete Männer* sprechen oft besser Deutsch, weil sie mehr Zeit mit Sprachkursen verbringen konnten. Frauen* können die Kursangebote hingen oft nicht nutzen, unter anderem weil Betreuungsangebote für ihre Kinder fehlen [8]. Erfahrungen von Praktiker*innen sowie eine Studie des Institutes of Labor Economics zeigen außerdem, dass auch rassistische Vorurteile und Diskriminierung dazu führen, dass Frauen* mit Flucht- und Migrationsgeschichte seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und für einen Arbeitsplatz in Erwägung gezogen werden [9].